Jubiläumsgrat – von der Zugspitze zur Alpspitze und zurück ins Tal

Ich bin zwar nicht der größte Fan von Bahn- und Gondelfahrten im Gebirge, denn für mich fühlt es sich einfach vollständiger, schöner an, aus eigener Kraft den Gipfel zu erreichen, anstatt in paar Minuten direkt auf den Gipfel zu gelangen. Aber bei der Tour war es mir durchaus bewusst: alleine die Gratwanderung über den Jubiläumsgrat von der Zugspitze bis hin zur Alpspitze mit ihren 8 Kilometern Kletter- und Gehstrecke wird für den Tag reichen.

Jubiläumsgrat – der Klassiker im Wettersteingebirge

Durchaus geht es auch als Tagestour vom Tal aus, es gab auch ein paar Seilschaften, die die Tour in ihrer kompletten Länge durchgezogen haben – wir entschieden uns jedoch nach der Tour auf den Watzmann in der gleichen Woche, mit der Zugspitzbahn auf den Gipfel hochzufahren. Schließlich hatten wir das Gesamtpaket auf die Zugspitze hinter uns – Aufstieg durchs Höllental, Übernachtung auf dem Münchner Haus, Abstieg zum Eibsee über den Stopselzieher-Klettersteig. Bei dieser Tour auf der Zugspitze war übrigens die Überschreitung über den Jubiläumsgrat geplant – nur fühlte ich mich damals der Aufgabe einfach nicht gewachsen. Es fehlte an Erfahrung im Fels, aber vor allem an Selbstbewusstsein und Vertrauen in das eigene Können. Aber an diesem Sonntag war es dann soweit.

am frühen Morgen auf dem Weg zur Bahnstation

Ausgangspunkt

Gut überlegt und optimistisch parkten wir am Parkplatz von der Alpspitzbahn und nahmen die Strecke über 6 Kilometer und ungefähr 200 Höhenmeter zur Talstation der Zugspitzbahn vor der ersten Bergfahrt auf uns. Die Strecke kannten wir schon in die andere Richtung – jedoch kam es uns in Richtung Zugspitzbahn anstrengender vor, als Richtung Alpsitzbahn, obwohl es sich von den Angaben nicht viel gibt. Nach einer guten Stunde kamen wir bei der Talstation an und schon durften wir uns in die Schlange stellen – der Plan, direkt in die erste Bahn zu steigen, ging leider nicht ganz auf. Deswegen warteten wir erstmal 20 Minuten, bis wir endlich einsteigen konnten.

der Jubiläumsgrat in seiner vollen Pracht – von der Zugspitze aus

Angekommen an der Zugspitze – und los geht’s!

Angekommen auf dem Zugspitz-Gipfel zögerten wir nicht mehr lange und machten uns auf den Weg Richtung Jubiläumsgrat. Wir waren nicht die Einzigen, die das schöne Spätsommerwetter nutzen wollten: es waren schon einige Personen auf dem Grat vor uns, und hinter uns hörte man ebenfalls ständig Schritte und Stimmen. Eine einsame Tour ist es also allemal nicht – das war aber bei der Beliebtheit auch nicht gerade überraschend.

wir waren nicht alleine am Grat unterwegs

Ausrüstung

Was braucht man, um von der Zugspitze über den Jubiläumsgrat zur Alpspitze zu kommen? Das Thema Ausrüstung verdient einen eigenen kleinen Absatz in diesem Beitrag. Was man nicht vergessen darf: der Jubiläumsgrat ist zwar teilweise mit Drahtseil versichert und die zweite Hälfte ist laut Topo nur Klettersteig – trotzdem darf man die unsicherten Stellen nicht unterschätzen.

Die richtigen Schuhe – das A und O

Bequeme und rutschfeste Schuhe sind daher Voraussetzungen, um die Tour erfolgreich abschließen zu können. Am besten sind sie auch schon eingelaufen, denn wenn man bei der Hälfte der Tour Probleme mit Blasen und co kriegt, hat man keinen Spaß mehr für die nächsten 4-5 Stunden, die man noch vor sich hat. Ich hatte meine Zustiegsschuhe von La Sportiva an (La Sportiva Boulder X – ist hier verlinkt), mit denen ich echt super zufrieden bin. Richtige Trekkingsocken würde ich an dieser Stelle auch empfehlen – damit die Füße nicht aufgerieben werden.

Helm

Ein Helm ist definitiv notwendig! Die Route geht oft bergab und bergauf – wenn so viele Leute wie am Jubiläumsgrat immer unterwegs sind, können Steine gelöst werden und da ist ein Helm einfach ein Muss!

ein Wechselspiel von Kletter- und Abkletterstellen

Klettersteigset und Gurt

Jubiläumsgrat ohne Klettersteigset? Nicht mit mir! Für die C und D Stellen am Klettersteig ist ein Klettersteig absolut nicht verkehrt. Vor allem bei der Länge der Tour, wenn man durch die ganze Kraxelei irgendwann übermüdet ist. Der Abstieg erfolgt über die Alpsitz-Ferrata, die viel A und B Stellen beinhaltet. Hier ist das Klettersteigset ebenfalls optional.

Absteigen am Klettersteig

Verpflegung

genügend Wasser und Nahrung. Ich möchte diesen Punkt extra betonen, denn ganz vielen ging auf dieser Tour das Wasser aus. Man hat am langen Grat keine Möglichkeiten, die Wasserflasche oder die Trinkblase aufzufüllen – und an einem sonnigen Tag ist man da oben ständig der Hitze ausgesetzt, da kann es einem schnell mal schlecht werden, was bei der Ausgesetztheit und wenig Ausstiegsmöglichkeiten nicht gerade von Vorteil ist.

Optional

kurzes Einfachseil. Mag man die schwere Abkletterpassage sichern, braucht man das Seil. Viel mehr würde ich allerdings in der Route nicht wirklich sichern – es kostet nämlich Zeit und die Tour ist ohnehin schon lang genug. Jedoch muss sich jeder für sich entscheiden, ob man die Seilsicherung braucht. Richtige Selbsteinschätzung ist hier groß geschrieben!

Jubiläumsgrat: Schlüsselstellen / Schwierigkeiten

Abklettern III-

Als eine der schwersten Stellen wird die III- Abkletterpassage über 15 Meter bezeichnet. Diese Stelle befindet sich relativ am Anfang der Route und hier staut es sich auch direkt. Oben vor der Stelle befindet sich ein Bohrhaken, von dem man nach unten sichern beziehungsweise abseilen kann. Die Stelle ist von oben gesehen rechts durch Eisenstifte entschärft. Die Stelle ist nicht ohne und ich hatte auch Respekt davor – jedoch fand ich sie vor Ort machbar. An dieser Stelle möchte ich erwähnen, dass man hier etwas Geduld den anderen gegenüber aufweisen und sich nicht vordrängeln sollte, denn es kann schnell gefährlich werden – auch wenn es eigentlich selbstverständlich sein sollte, war meine Beobachtung diesbezüglich leider anders.

die erste Schlüsselstelle: Abklettern im III- Gelände
ein ehrliches Lächeln nach der ersten Schlüsselstelle

Klettersteig D-Stelle

Die wird in den Topos mit steil! vermerkt und kommt erst im letzten Drittel. Ich war die ganze Zeit gespannt auf diese Stelle, denn ich finde es gibt wenig unangenehmeres als richtige abgespeckte, steile Klettersteigpassagen. Die D-Passage hatte ebenfalls ein paar glattgeschliffene Tritte, aber es war lange nicht so wild, wie ich es dachte. Also für geübte Klettersteiggeher sollte es gut machbar sein.

eine kurze Passage Abstieg über den Klettersteig, vor uns die D-Stelle
Vor der nächsten Schlüsselstelle: D-Passage am Klettersteig

Die Gesamtanforderung macht die Tour so ernst

Diese sind klettertechnisch die schwersten Stellen. Jedoch liegt die Schwierigkeit in meinen Augen im Gesamtpaket: 9 Stunden voller Konzentration im Absturzgelände beanspruchen einen und sind auf eine andere Weise anstrengend. Man darf die Länge definitiv nicht unterschätzen! Man sollte die ganzen Schwierigkeiten stets beherrschen und sich sicher im Absturzgelände bewegen können, um schnell voranzukommen – denn die Zeit ist hier bei der Tour auch eine wichtige Komponente, die nicht außer Acht gelassen werden darf.

Einkehrmöglichkeiten, Not-Austieg

Es besteht die Möglichkeit, auf die Zugspitze über einen der vielen Zustiege zu steigen, auf dem Münchner Haus zu übernachten und am nächsten Tag aufzubrechen. Dann hat man den Vorteil, möglichst früh, bevor die ersten Personen mit der Bahn ankommen, loslegen zu können.
Nun befindet sich eine Biwakschachtel auf dem Grat. Hier besteht die Möglichkeit zu übernachten, wenn das Wetter umschlägt oder einem die Energie ausgeht. Jedoch ist es ja bekanntlich keine bewirtschaftete Hütte – man sollte also genug Verpflegung bei sich haben, sonst kann es durchaus kritisch werden.
Ausstiegsmöglichkeit gibt es bei ungefähr der Hälfte der Tour Richtung Knorrhütte.

eine lange Unternehmung

Vorbereitung

Ich wurde des öfteren gefragt, wie ich mich auf die Tour vorbereitet habe. Man sollte definitiv genügend Felserfahrung und Trittsicherheit haben, wenn man sich diese Tour vornimmt. Schwindelfreiheit ist natürlich auch von Vorteil. Wie ich weiter oben schon erwähnte, fühlte ich mich bei dem ersten Mal nicht gut genug vorbereitet für den Jubiläumsgrat.

Sich richtig informieren: Tourenführer

Was sich in den Wochen drauf geändert hat? Wir holten uns das Buch Felstouren im II. und III. Grad von Stefan Baur und Thomas Otto und suchten die Herausforderung, möglichst viel im IIer und IIIer Gelände ungesichert zu gehen. Die Tour auf die Dremelspitze in den Lechtaler Alpen, die Karlspitzen im Wilden Kaiser oder auf die Ehrwalder Sonnenspitze in der Mieminger Kette, die Wiederroute auf den Watzmann in Berchtesgaden gaben eine gute Grundlage für ungesichertes Kraxeln und ich lernte viel mehr über meine Grenzen und Fähigkeiten. Da ich davor aber schon ein paar alpine Klettertouren gemacht habe, kam diese Erfarung dementsprechend schneller. Mir war es wichtig, meine Psyche, meinen Kopf zu trainieren und auch mal seilfrei gehen zu können – auch über längere Zeit. Denn theoretisch wusste ich, dass ich das Gelände beherrsche. Nun machte mich mein Kopf oft etwas unsicher. Aber viele Kraxeltouren zu machen ist definitiv ein gutes Training – am besten unterbietet man die angegebenen Zeiten, dann ist man mit dem Tempo beim Jubiläumsgrat auch gut dabei. Ein gutes Topo bietet und mehr Infos findet ihr ebenfalls auf bergsteigen.com – absolute Empfehlung!

Jubiläumsgrat: Verlauf

Die Tour bietet fantastische Ausblicke über die gesamte Strecke. Da stabiles Wetter Grundvoraussetzung für diese Tour ist, bekommt man also herrliche Ausblicke als Belohnung für die Anstrengung.

Die ganze Tour über wird man mit herrlicher Aussicht belohnt

Nach ewig langer Gratkletterei und -wanderung geht es nur am Hochblassen vorbei in die Richtung unseres Tagesziels: der Alpspitze. Wenn man hierbei den roten Punkten folgt, sollte man den Weg problemlos finden.

Endlich! Die Alpspitze in Sicht

Hier gilt es nochmal: Auf die Füße achten und stets konzentriert bleiben, auch wenn es mittlerweile super anstrengend geworden ist. Kurz vor dem letzten Aufschwung zum Gipfel wird einem die Möglichkeit geboten: entweder links halten und auf den Gipfel verzichten oder wie uns entschieden: auf den letzten Stück zum Gipfel. (geradeaus)
Diese letzte Passage ist teilweise mit Drahtseil versichert, jedoch sind es nur einfache A und A/B Klettersteigstellen. Völlig erschöpft aber super zufrieden und glücklich kommen wir nun am Gipfel der Alpspitze an.

Erschöpft, aber überglücklich: auf dem Gipfel der Alpspitze

Alpspitze: ein kurzer Gipfelrast

Jedoch bleibt uns nicht viel Zeit zum Genießen: wenn wir die letzte Bahnfahrt schaffen wollen, müssen wir nun noch über die Alpspitz-Ferrata zur Bergstation absteigen. Eine knappe Stunde hatten wir zu dem Zeitpunkt noch – leider wussten wir nicht genau, wann die letzte Bahn fährt, jedoch entschieden wir uns dazu es zu versuchen. So ging es nach paar Minuten Aufenthalt am Gipfel schon direkt abwärts.

Abstieg über die Alpspitz-Ferrata

Wir hätten nicht schneller absteigen können, ohnehin haben wir die angegebene Zeit von anderthalb Stunden unterboten. Aber wie es halt oft im Leben so ist, verpassten wir um paar Minuten die letzte Bahn, egal wie schnell wir waren. Und so ging es nach einer kurzen Verschnaufspause 1300 Höhenmeter über zwei Stunden runter ins Tal.

Abendstimmung beim Abstieg nach einem langen Tag

Falls ihr mehr von dieser Tour sehen wollt, findet ihr in meinem Story-Highlight „Jubiläumsgrat“ auf Instagram ein paar mehr Eindrücke. Und wenn ihr keine Tourenberichte mehr verpassen möchtet, könnt ihr euch hier für den Newsletter anmelden! Für mehr Tourentipps stöbert gerne in meinem Gipfelbuch 🙂

(Dieser Beitrag beinhaltet Affiliate Links – diese stehen in keiner Kooperation mit der jeweiligen Webseite, sind nicht bezahlt und sind reine Empfehlungen meinerseits)

3 Kommentare bei „Jubiläumsgrat – von der Zugspitze zur Alpspitze und zurück ins Tal“

  1. Super Beschreibung der Tour, macht mir richtig Lust nächsten Sommer den Grat anzugehen ?
    Liebe Grüße,
    Jessi

    1. Vielen Dank für dein nettes Feedback, liebe Jessi, freut mich sehr! 🙂 es ist echt eine traumhafte Tour und perfekt für einen stabilen Sommertag.
      Liebe Grüße,
      Dorina

  2. Vielen Dank für die super Beschreibung und geteilten Eindrücke!

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