Auf die Alpspitze über BW3 und Adamplatte (IV-/IV)

Wer einen eher einsamen Weg auf einen der beliebtesten Gipfeln Bayerns sucht und im alpinen Klettergelände genug Erfahrung aufweist, kann mit dieser Klettertour nichts falsch machen. Eine längere, aber genüssliche, gut abgesicherte Kletterei abseits vom Trubel am Klettersteig.

Schon wieder klingelt der Wecker um drei Uhr morgens – mittlerweile fällt mir das frühe Aufstehen tatsächlich mit jedem Mal leichter – und wir laufen synchron mit dem Sonnenaufgang am Parkplatz von der Alpspitzbahn in Garmisch-Partenkirchen los. Hier ist Vorsicht geboten, denn es gibt eine neue Regelung, die wir leider nicht ernst genug genommen haben: wer vor 7 Uhr morgens an diesem Parkplatz startet, sollte unbedingt ein Parkticket für die Nacht lösen – sonst wird es ganze 25€ kosten. Denn es wird kontrolliert, an diesem Tag um 6:40. Bitter, aber wir haben unsere Lektion gelernt. Optional kann man am Wanderparkplatz P2 in Hammersbach starten, der ebenfalls kostenpflichtig ist.

Zugspitzblick beim Zustieg

Zustieg
Wir steigen durch die Höllentalklamm auf und nehmen nach der Höllentalangerhütte den Weg Richtung Rinderscharte. Zu dem Aufstieg habe ich einen ausführlichen Blogpost gechrieben, der bald auf dem Blog von Dolomite zu lesen ist.

an der Alpspitz-Ferrata ist eine Menge los

Von der Rinderscharte aus folgen wir der Beschilderung Richtung Alpspitz-Ferrata. Nach dem ersten Schock bei dem Anblick der vor dem Klettersteig stehenden Schlange laufen wir ein paar Meter weiter, um unseren Einstieg zu suchen.

Einstieg in den Mecki-Pfeiler am oberen Ende vom Schuttfeld

Die Kletterei
Man steigt entweder über die Seillänge „Mecki Pfeiler“ (III+) ein, oder geht die kurze Seillänge rechts von dem Einstieg an dem seilversicherten Band nach links hoch.
Wir haben uns für den Mecki Pfeiler entschieden. Man geht am Wegweiser links vorbei Richtung Nordwandsteig. Nach ungefähr 10 Metern steigt man auf den kleinen Hügel hoch zur Felswand. Der Einstieg ist angeschrieben.

Einstieg in den Mecki-Pfeiler

Man klettert die Seillänge bis zum ersten Stand und quert danach im I-er und Gehgelände links zum Einstieg der BW 3 über zwei Seillängen (10m und 55m) Hierbei sollte man auf violettfarbige Punkte achten – der Einstieg in die BW 3 ist ebenfalls angeschrieben und verfügt über einen gebohrten Stand.

der erste Stand von der BW 3
Am Einstieg in die BW 3

Darauf folgen weitere 5 Seillängen der BW 3, die Routenfindung ist dank gebohrter Haken unproblematisch. Die Kletterei wird oben raus etwas schwerer, die erste IVer Stelle ist in der zweiten Seillänge (wenn man die Seillängen von dem Stand mit violetten Punkten aus rechnet).

die ersten Seillängen der BW3 – was für ein Genuss!

Eine gut abgesicherte Genusskletterei, bei der sich die letzten zwei Seillängen der BW 3 fast durchgehend im IV.-ten Schwierigkeitsgrad befinden, die anderen abwechselnd zwischen II bis IV.

Wasserrillen sind an den Schlüsselstellen zu bewältigen (IV)
Das Herzl-Schuttfeld

Nach dem Ausstieg aus der BW3 in das Herzl-Schuttfeld – zu dem Zeitpunkt zur Hälfte mit Schnee bedeckt – suchen wir die Gedenktafel und die ersten roten Punkte, denen wir folgen, um beim Einstieg der Adamplatte zu gelangen – dies gelang uns ganz ohne Schneekontakt, über Schutt und kurze Kletterpassagen (I).

wir folgen den roten Punkten, bei der grünen Tafel gehen wir in die Pfeilrichtung
die Richtung ist nicht zu verfehlen

Dem Skipisten-Schild folgend erreichen wir bald den Einstieg mit einem gebohrten Stand bei einer Gedenktafel.

die erste Seillänge der Adamplatte

Von hier aus folgen 8 Seillängen, die mit Bohr- und Schlaghaken abgesichert sind und die Wegfindung erleichtern. In der ersten Seillänge ist die Rinne etwas nass, aber problemlos zu klettern. Die ganze Adamplatte lang stecken wir leider in den Wolken drin -so bleibt uns die Aussicht leider erspart.

gleich geschafft! die letzten Meter vor dem Gipfel

Bei der letzten Seillänge packen wir unser Seil weg und gehen seilfrei im I-er und II-er Gelände zum Gipfel. Bohr- und Schlaghaken helfen hier ebenfalls bei der Wegfindung.

Abstieg über die mittlerweile leere Alpspitz-Ferrata

Abstieg
Der Abstieg erfolgt entweder über den Nordwandsteig, oder die Alpspitz-Ferrata – wir entscheiden uns für die letzere Option und kommen nach knapp einer Stunde an der Bahnstation Osterfelderkopf an und gönnen uns und unseren Knien eine Talfahrt zum Parkplatz.

Blick auf die Bernadeinwand

Fazit
Eine meiner längsten und erfolgreichsten alpinen Klettertouren, die ich bis jetzt gemacht habe – und ich war völlig hin und weg. Eine richtige Genusskletterei, bei der ich mich endlich nicht unsicher fühlen musste. Denn ich habe öfters mit meinem Kopf zu kämpfen, der mich mal hindert, an mich und meine Fähigkeiten zu glauben und mir den Spaßfaktor minimiert. Aber an diesem Tag hat alles gepasst – deswegen bleibt diese Tour als etwas ganz Besonderes für mich in Erinnerung.

Falls ihr mehr von dieser Tour sehen wollt, findet ihr in meinem Story-Highlight „Alpspitze“ auf Instagram ein paar mehr Eindrücke. Und wenn ihr keine Tourenberichte mehr verpassen möchtet, könnt ihr euch hier für den Newsletter anmelden!

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